Sybille Hertel setzt sich mit dem Thema Luther in zwei malerischen Arbeiten auseinander.

In ihrer ersten Arbeit „Luther-Thesen“ visualisiert sie die von Luther aufgestellten Thesen als einen übermächtigen Wulst an Papier,
welcher mit seiner Dynamik und bloßen Strahlkraft förmlich auf dem Wege scheint, die Tore der bekannten
etablierten Glaubensauslegung einzudrücken.
In einer weiteren Komposition „Luther-Wort“aus abstrakter Form und Text nähert sie sich erneut dem Thema Befreiung durch
die Reformation.

(24 Portraits eines Frauenkopfes)

Reform at i(c)on verweist auf eine Haltung innerhalb der Reformation, Bildwerke mit Darstellungen Christi und der Heiligen aus den Kirchen zu entfernen, da Gottvater und der Heilige Geist selbst nicht darstellbar seien.

Das Frauenportrait ist einer Darstellung der Gottesmutter, einer klassischen Ikone, entnommen. Durch Reduktion auf das Gesicht und durch Fortlassen aller klassischen Attribute – wie Heiligenschein, Mantel etc. – wird die Ikone zum Symbol, zum Icon: die vereinfachte grafische Darstellung eines Frauengesichtes, digitalisiert, vergrößert, vervielfältigt. Neu hinzugefügte Attribute wie Frisur, Hut, Tattoo oder Kopftuch lassen das Ikon erneut zu unterschiedlichen Frauenportraits werden, die Gesichtszüge bleiben gleich oder verändern sich nur geringfügig.

Die 24 Portraits bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Ikone und Mensch, zwischen Gleichheit und Unterschiedlichkeit, zwischen Vereinheitlichung und Individualität.

L500  (2017)  von Manfred Heinze

Manfred Heinze stellt für seine digitale Arbeit »L500« 13 unumstößliche Thesen zusammen, die nichts mit Glauben, sondern vielmehr mit Wissen und Erkenntnis zu tun haben. Das Deutsche Grundgesetz ist dabei ebenso vertreten wie zum Beispiel die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die Hauptsätze der Thermodynamik, Zitate von Einstein, Kant, des Dalai Lama, aber auch von Heinz Erhard. Angesichts des stetig wachsenden Wissens und des über  Jahrhunderte fortwährenden Missbrauchs der Religionen für Gewaltexzesse und Unterdrückung stellt sich generell die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Glaubens und der Religionen. Kants kategorischer Imperativ würde als einziges Gesetz und Glaubensbekenntnis vollkommen ausreichen, um weltweit in Frieden und Freiheit zusammen zu leben. Dahin tendiert auch der Dalai Lama, wenn er schreibt: »Ich denke an machen Tagen, dass es besser wäre, wenn wir gar keine Religionen mehr hätten. Alle Religionen und alle Heiligen Schriften bergen ein Gewaltpotential in sich. Deshalb brauchen wir eine säkulare Ethik jenseits aller Religionen.«

Hans Ernst, Berlin 2017

„Osnabrücker Reformanin“

Luther wollte vor 500 Jahren keine neue Weltordnung, sondern Missstände anprangern.
So finden nun Hauptkommissarin Johnny Kramer und ihre Freundin Lisa von Suttner Artikel der Menschenrechte an Reformationskirchen im Osnabrücker Landkreis an die Kirchentüren genagelt. Keine Leiche – dennoch ein Verbrechen, das sie nach und nach bei ihren Fahrten durch das Osnabrücker Land aufdecken müssen.

Hildebrand legt seinen Fokus mit seiner plastischen Arbeit eher auf den typografischen Ansatz.
Seine gezeigten Skulpturen erinnern in ihrer geschwungenen Art an mittelalterliche Initiale, wie sie sich auch im
Druck der „Biblia Deudsch“ ähnlich wiederfinden.
Dieser abstrakte, jedoch gelungene Ansatz, mit einer plastischen Arbeit ein solch komplexes Thema zu bespielen,
zeigt einmal mehr die Vielschichtigkeit der Adaptionsmöglichkeiten der Reformation.

Jahresringe

Martin Luther ist nicht nur der Thesenanschlag am 31. Oktober 1517. Und auch nicht nur die Bibelübersetzung, die für die Entwicklung der deutschen Sprache wegweisend wurde. Ein Leben entwickelt sich, wächst, wie ein Baum. Die Wissenschaft kann aus Baumscheiben etwas über die Entwicklung von Bäumen sagen, über gute und schlechte Jahre, die sich in der Stärke der Jahresringe dokumentieren. Und die Dendrochronologie ermöglicht historische Datierungen von Funden. Meine Bilder zum Luther-Jubiläum greifen wesentliche Ereignisse aus Martin Luthers Leben auf, verbinden Baumscheiben mit konkreten Daten: den Thesenanschlag“ am 31.10.1517; Luthers Exkommunikation am 03.01.1521; die sogenannte „Entführung“ auf die Wartburg am 15.04.1521; die „Bluttat zu Weinsberg“ am 16.04.1525 während des Bauernkrieges, die zu der Schrift „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“ führt; und den 04.10.1534, den „Erstverkaufstag“ der vollständigen Bibelübersetzung. Es gibt noch andere wichtige Daten in Martin Luthers Leben, aber die Bilderfolge ist keine Biographie. Und sicher sind nicht alle „ins Bild gesetzten“ Tage Höhepunkte in seinem Leben, aber sie dürfen nicht ausgeblendet werden.

Jens Raddatz zeigt uns eine audiogesteuerte 3D Videoanimation.
Zu Grunde liegend einem von ihm selbst gesprochenen Text, bewegen sich Amplituden wie auch Partikel zum gesprochenen Wort.
Die durch das im Text immer wiederkehrende Wort Luther erzeugten repetitorischen Wellenmuster erwecken Assoziationen zu Buchdruck und der damit entstehenden Möglichkeit eines in größerer Zahl reproduzierbaren schriftlichen Inhaltes.
Die Visualisierung von Schrift durch das gesprochene Wort mit Hilfe technischer Mittel greift die Entwicklung des Gutenbergschen Vervielfältigungsdruckes auf, ohne welchen die reformatorische Bewegung nicht denkbar gewesen wäre.

Textfragmente:
Luther – Am Anfang war das Wort – Luther
Friede gilt mehr als alles Recht; Hier stehe ich – ich kann
nicht anders; Gottes Wort ist ein Lebewort – man muss es
sich einbilden;
Am Anfang war das Wort; Antichrist und die Schrift – Judensau
durch das Dorf; Herz auf Rosen;
Wer was hat, der behalt;
Luther – das Wort, die Schrift;

In den Werken von Reinhard Klink schließt Luther das Buch der Reformation auf und spaltet die Kirche, läßt ein neues Lied erklingen und pflanzt eine neue, feste Lehre die allein durch Schrift, Gnade und Glaube das ewige Leben erlangt.
Klink zeigt wie sich die Gemeinde befreit und teil des Abendmahles wird, nicht länger nur Betrachter und Bittsteller.
Seine durchgehend farbenfrohe positive Darstellung setzt einen Gegenpol zu dem zum Teil sehr kritischen Betrachtungsweisen anderer Künstler.